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Hochwasserkatastrophe im gesamten Bezirk Freistadt und in der Stadt Freistadt vom 07.- 18. August 2002. Am Mittwoch, den 07.08. um 15.00 Uhr wurde die FF Freistadt zu einer Überflutung der Werkstätte der Firma Schaumberger Transporte in der Froschau alarmiert. ...

... Nichtsahnend, dass kurz darauf die Notrufleitungen in der Landeswarnzentrale in Linz auf Hochtouren laufen, fuhr das Tanklöschfahrzeug der FF Freistadt zu den Pumparbeiten zur Firma Schaumberger aus.

Wie auf Knopfdruck leuchteten um 15.25 Uhr alle Notrufleitungen in der Landeswarnzentrale auf......Kellerüberflutung, Wassereintritt in Wohnungen und Häuser, Menschenbergungen, Tiefgarage überflutet, Straße überschwemmt........und, und, und....

"Mehrere überflutete Keller in Freistadt!", so lautete die Alarmierung für die FF Freistadt von der Landeswarnzentrale um 15.27 Uhr.
Das Szenario, dass keiner von uns so bald vergessen wird, nahm seinen Lauf.

Von nun an ging es Schlag auf Schlag, auch die Telefonleitungen im Feuerwehrhaus Freistadt begannen zu glühen.

Die Bäche traten über die Ufer, die Straßen glichen reißenden Flüssen, zahlreiche Keller wurden überflutet und in den Tiefgaragen füllten sich die Autos mit Wasser.

Rasch reagierte die FF Freistadt und forderte alle verfügbaren Kräfte an. Erste Einsatztrupps begaben sich zum Campingplatz, in die Vergainerstraße, zur Handelsakademie, in den Graben, in die Hafnerzeile, Eichenstraße, Tanzwiese, in die Tennishalle, Stadtbergstraße, Hessenstraße, Bahnhofstraße, Neuhofer Straße und in die Tiefgarage Kaspar Schwarz Straße.

Ein Sandsäckefüllplatz wurde am Bauhof errichtet und die ersten Häuser wurden sofort mit gefüllten Sandsäcken versorgt.

Besonderer Dank gebührt jenen Privatpersonen, die sich unaufgefordert am Bauhof einfanden und ihre Hilfe anboten. Zahlreiche Privatpersonen halfen mit, die Säcke zu füllen, zum Teil stellten sie ihre Fahrzeuge zur Verfügung um bei der Verteilung der Säcke mitzuhelfen.

Zu diesem Zeitpunkt konnte nach Erkundung der Lage durch Feuerwehrkommandant ABI Franz Stiegelbauer das Ausmaß der Katastrophe bereits festgestellt werden.

Ein KAST (Katastrophenabwehrstab) mit Vertretern der Bezirkshauptmannschaft, der Gendarmerie, des Roten Kreuzes, der Wasserrechtsbehörde und der Feuerwehr wurde im Feuerwehrhaus Freistadt errichtet.

Sämtliche Feuerwehren der umliegenden Gemeinden wurden alarmiert. Am Mittwoch waren dies die Wehren: Waldburg, St. Peter, Hirschbach, Schwandt, Dingdorf, Matzelsdorf, Sonnberg, Grünbach, March, Schöneben, Weitersfelden und die Btf Haberkorn.

Zu diesem Zeitpunkt waren auch bereits sämtliche Fahrzeuge des Bauhofes der Stadtgemeinde Freistadt im Einsatz.
Ebenfalls kam ein ICB der Firma Schaumberger zum Einsatz, dieser sei an dieser Stelle ebenfalls Dank ausgesprochen.

Es wurden auch die FuB (Feuer und Berge) Bereitschaften alarmiert, diese trafen am Mittwoch gegen 19.00 Uhr bei TEL (Technischen Einsatzleitung) in Freistadt ein.

FuB Bereitschaft 1/12:
FF Zwettl, FF Stiftung b. Leonfelden, FF Sonnberg, FF Oberneukirchen, FF Königschlag und FF Reichenau.

FuB Bereitschaft Auspumpzug:
FF Unterweißenbach, FF St. Leonhard, FF Kaltenberg und FF Liebenstein.

FuB Bereitschaft Rohrbach:
FF St. Oswald bei Haslach, FF Niederwaldkirchen, FF St. Martin, FF St. Veit und FF Sprinzenstein.

Weiteres war der Kran Rohrbach, Mitarbeiter der Linz AG und der OÖ Ferngas im Einsatz.

Nach den sicher nicht lückenlosen Aufzeichnungen leisteten am Mittwoch, 314 Mann mit 39 Fahrzeugen, 1896 Einsatzstunden.

Die Einsatzzentrale der FF Freistadt war die ganze Nacht hindurch durch Ilse Niederberger und Gerald Schwab besetzt. Der Katastrophenabwehrstab hielt ebenfalls die ganze Nacht die Stellung und nicht zu vergessen die Einsatzmannschaft die von oben bis unten durchnässt die ganze Nacht ausharrte.

Am Donnerstag um 06.00 Uhr wurden die Pager und Sirenen der FF Freistadt wieder aktiviert um sämtliche verfügbaren Kräfte zu mobilisieren. Neben den Kameraden unserer Wehr unterstützten uns die FF St. Peter, Schwandt, Rauchenödt, St. Oswald, Waldburg, March, Grünbach und die Btf Haberkorn. Der ICB der Firma Schaumberger und die Mitarbeiter des Bauhofes mit ihren Geräten waren ebenfalls wieder zur Stelle.

Da es sich an diesem und darauffolgenden Tag um einen normalen Arbeitstag handelte, ein großer Dank an alle Firmen bzw. an deren Firmenleitung, die ihre Mitarbeiter frei stellten oder einen kurzfristigen Urlaubstag gewährten. Ohne diese Maßnahmen wäre die große Anzahl an Einsätzen nicht zu bewältigen gewesen.

Die FuB Bereitschaft Linz Land wurde alarmiert und rückte mit 96 Mann bei der FF Freistadt ein:
FF Breitbrunn, Nettingsdorf, St. Marien, Nettingsdorf Papierfabrik, Hörsching, Bruck Hausleiten, Niederneukirchen, Freiling, Axberg, Asten, Achleiten, Kematen, Neukematen, Ansfelden, Pucking, Hasenufer und St. Marien.


FuB Bereitschaft Rohrbach:
FF Hofkirchen, Lembach, Altenfelden, Kleinzell, Peilstein, Sarleinsbach, St. Martin, Plöcking, Hinterschiffl, Schlägl, Rohrbach und Ulrichsberg.

FuB Bereitschaft Kirchdorf:
Irndorf, Wartberg/Kr., Strinzing, Zenndorf, Molln, Grünberg, Leonstein, Wagenhub, Breitenau, Frauenstein und Steinbach.

FuB Bereitschaft Ried:
FF Lohnsburg, Tumeltsham und Ried.

Die FF Alkoven war mit zwei Booten am Einsatzgeschehen.

Am zweiten Tag wurden mit 359 Mann und 66 Fahrzeugen, 2870 Einsatzstunden geleistet.


Am Freitag, den 09.08. wurden mit Hilfe der FuB Bereitschaften Linz Land und Rohrbach 2831 Einsatzstunden geleistet. 170 Mann standen mit 35 Fahrzeugen im Einsatz.

Samstag, 10.08.: Die meisten Einsätze sind zu Ende, bis auf ein paar wenige Auspumparbeiten. 14 Männer der FF Freistadt leisten mit 3 Fahrzeugen 92 Einsatzstunden.

Der Einsatz ist aber für die Feuerwehren noch lange nicht zu Ende, jetzt beginnen die Aufräumarbeiten und Reinigungsarbeiten der Einsatzleitstelle und der Fahrzeuge.

Die Einsätze müssen so gut als möglich, obwohl sich das sicher nicht lückenlos erledigen lässt, erfasst und Einsatzberichte geschrieben werden.
stundenlange Arbeit steht uns noch bevor.....

Resümee:
Einen Einsatz in dieser Größenordnung hat von uns noch keiner erlebt und wird hoffentlich von uns keiner mehr so bald erleben.
Dank der Einsatzbereitschaft der Feuerwehrkameraden, der Hilfe des Bundesheeres die uns unter der Leitung von Hptm. Autengruber hervorragend mit ca. 50 Mann und einigen Fahrzeugen hauptsächlich bei der Füllung der Sandsäcke und deren Ausbringung unterstützten. Dafür wurde eine eigene Sandsackfüllmaschine vom Landesfeuerwehrkommando angefordert. Dank der zahlreichen Privatpersonen die uns unterstützten, konnte das schlimmste verhindert und der Bevölkerung von Freistadt rasch und unbürokratisch geholfen werden.
Ich danke den Bürgern von Freistadt, für das Verständnis, dass wir nicht zur gleichen Zeit überall haben sein können.

Die gesamte Einsatzmannschaft, hat unter großer körperlicher Anstrengung, nicht immer ohne persönliche Gefährdung ihr Bestes gegeben um den Menschen in Not zu helfen.

Die meisten Personen waren sehr dankbar für die Hilfe. Es sei aber an dieser Stelle auch gesagt, dass sich Kameraden, zwar nur von einigen wenigen, aber doch beschimpfen lassen mussten.

Warum kommt ihr erst jetzt????
Auch waren einige der Meinung, ein tropfender Wasserhahn oder ein feuchter Fußboden muss von der Feuerwehr aufgewischt werden. Naja sogar Stege sollten wir bauen, damit die Füße beim Verlassen des Hauses nicht nass werden!!!
Nichts desto trotz, die Männer der Feuerwehr, des Bundesheeres und alle anderen Helfer haben gern geholfen und die meisten Bewohner der Stadt waren sehr dankbar dafür.

Firmen brachten Versorgung für die seit 48 Stunden ohne Schlaf im Einsatz stehende Mannschaft. Die Brauerei Freistadt und die Coca Cola Ges.m.b.H. brachten Getränke. Die Bäckerei Kern versorgte uns mit Kuchen und Mehlspeisen. Die Firma Elektro Kreisel brachte eine neue Kaffee Maschine, nachdem unsere den Geist aufgegeben hatte. Dies nur einige wenige Beispiele.

Besonderer Dank gebührt auch der TEL (Technischer Einsatzleitung) die die Einsätze unter der Leitung von BR Anton Schinagl, HBI Alois Bröderbauer, OBI Martin Kirchmayr und OBI Hannes Stellenberger koordinierte.

Insgesamt waren an diesen drei Tagen 857 Mann mit 143 Fahrzeugen, 7690 Stunden im Einsatz.

Das schlimmste schien vorbei zu sein, die Einsatzfahrzeuge und die Gerätschaft wurde gereinigt, doch es kam anders...

Am Sonntag, 11.08. erneut starke Regenfälle und Wolkenbrüche....es ging von vorne los.


Sonntag, 11. August 2002:

Die Kräfte der FF Freistadt verteilen abermals Sandsäcke um das neuerlich vorhergesagte Hochwasser bereits im Vorfeld zu besiegen und die Bevölkerung und deren Hab und Gut vor den Wassermassen zu schützen.

Wird es wieder eine Nacht, ohne ein Auge zuzumachen..........

Ja, es wurde wieder eine Nacht ohne ein Auge zuzumachen, wie sich später heraus stellte.

Das Szenario begann von vorne. Zahlreiche Tiefgaragen wurden ausgepumpt. Der Ablauf des Frauenteiches wurde frei gelegt. Hunderte Sandsäcke wurden gefüllt und ausgebracht. Kraftfahrzeuge wurden geborgen.

Am Montag, den 12.08. ging es für die Einsatzkräfte der Feuerwehr Freistadt weiter, neben den üblichen Einsätzen, wie Keller auspumpen und Sandsäcke ausbringen wurden zahlreiche Bäume, die auf Straßen oder in Bächen lagen, geborgen.

Die Kläranlage Freistadt wurde schwer in Mitleidenschaft gezogen, sämtliche Kellerräume und die darin befindlichen Pumpen standen unter Wasser. Trotz der intensiven und fast rund um die Uhr andauernden Reperaturarbeiten, wird es Tage dauern bis die Kläranlage wieder ihren Vollbetrieb aufnehmen kann.

Der Pregartenteich steigt wieder über die Ufer, die Firma Schaumberger in der Froschau ist neuerlich überflutet und vor den Tiefgaragen machte das Wasser ebenfalls nicht halt.

Am Dienstag, den 13.08. wurde neuerlich bei der Firma Schaumberger in der Froschau gepumpt. Der Ablauf des Pregartenteiches wurde gereinigt. Die Häuser Kreisel und Nöstler in der Hafnerzeile wurden ausgepumpt. Der Salzhof wurde schwer in Mittleidenschaft gezogen.

Parallel zu den Pumparbeiten wurde aber bereits mit den Straßenreinigungsarbeiten in der Hafnerzeile begonnen.

Die Einsätze wurden langsam wieder weniger, jedoch hatte der KAST (Katastrophenabwehrstab) und die Einsatzleitung der FF Freistadt große Bauchschmerzen.

Der Damm bei den Rosenhofer Teichen in Sandl war neuerlich gefährtet und drohte zu brechen. Das brechen dieses Dammes würde eine Katastrophe hervorrufen. Große Gebiete und zahlreiche Ortschaften würden Raub der Wassermassen werden.
Die Zivilschutzalarmierung für die betroffenen Gebiete wurde in den Nachtstunden vorbereitet.
Alles stand bereit und ein Knopfdruck hätte genügt um den Zivilschutzalarm auszulösen.

Ein LKW mit Kran der Firma Schaumberger brachte eine große Menge an Sandsäcken zu den Rosenhofer Teichen um den Damm zu stützen und zu schützen.
Vielleicht war dieser Einsatz die Rettung für hunderte Menschen und deren Hab und Gut.
In den frühen Morgenstunden des 14.08. konnte Entwarnung gegeben werden und die Lage an den Teichen hatte sich entspannt.

Ein großes Dankeschön sei an dieser Stelle der Firma Schaumberger aus Freistadt ausgesprochen, die den LKW mit Kran selbstverständlich kostenlos zur Verfügung stellte.

Am Mittwoch den 14.08. war in Freistadt "Gott sei Dank" das schlimmste vorbei. Lediglich ein Sorgenkind hatten wir noch und das war die Tiefgarage in der Obermayerstraße, die neuerlich vom Wasser befreit werden musste.

Die unermüdlichen und voller Hilfsbereitschaft stehenden Kameraden der FF Freistadt wusten jedoch wie die Lage in anderen Gebieten aussah und das dort keineswegs von Entspannung der Lage die Rede sein kann.
Kurzerhand brach eine Einsatzmannschaft mit 3 Fahrzeugen zur Pfandlmühle nach Pregarten auf, um dort Hilfe zu leisten und bei den Aufräumungsarbeiten mitzuhelfen.

Am Donnerstag, den 15.08. brach neuerlich eine Mannschaft mit 3 Fahrzeugen zur Hilfeleistung nach Mauthausen auf.

Am Freitag setzten sich 4 Fahrzeuge der FF Freistadt samt Mannschaft zur Hilfeleistung nach Baumgartenberg in Bewegung.
Trotz dieser Hilfeleistungen durfte jedoch nicht auf die eigene Alarmsicherheit in Freistadt vergessen werden, den auch hier waren an diesen Tagen noch laufend Pumparbeiten durchzuführen.

Samstag, 17.08.: Verschnaufpause für die FF Freistadt, die Kameraden waren am Ende ihrer Kräfte. Die Wochenlange körperlich sehr anstrengende Einsatztätigkeit, der fehlende Schlaf, da oft die ganze Nacht durchgearbeitet wurde, setzte den Einsatzkräften stark zu und sie waren am Ende ihrer Belastbarkeit angekommen.
Lediglich 2 Pumpeinsätze wurden an diesem Tag durchgeführt.

Nach kurzer Verschnaufpause setzte sich am Sonntag, den 18.08. neuerlich ein Zug mit 3 Fahrzeugen zur Hilfeleistung nach Mitterkirchen in Bewegung.

Ein Dank an die Einsatzkräfte, die in den Tagen vom 07.- 18.08.2002 wirklich ihr letztes gaben und manchmal in nicht ungefährlichen Situationen am Rande ihrer Belastbarkeit standen um anderen zu Helfen und den Schaden an Hab und Gut der Bevölkerung so gering als möglich zu halten.



OAW Gerald Schwab (Schriftführer FF Freistadt)